Preisträgerin 2025 des von der Stiftung Kunstfonds vergebenen HAP Grieshaber-Preises der VG Bild-Kunst
Eröffnung
Freitag, 12. September 2025 | 18 Uhr
Begrüßung
Justin Time, Vorstandsmitglied Deutscher Künstlerbund
Dr. Urban Pappi, Geschäftsführender Vorstand VG Bild-Kunst
Frank Michael Zeidler, Vorstandsmitglied Stiftung Kunstfonds
Laudatio
Olga Goriunova, Philosophin und Medientheoretikerin, London
Zur Eröffnung findet um 20 Uhr die Performance »Breathing Choir« von #purplenoise statt.
Öffnungszeiten
Dienstag – Freitag | 14 – 18 Uhr
Sonderöffnungszeiten Berlin Art Week
Samstag, 13. September 2025 | 14 – 18 Uhr
Sonntag, 14. September 2025 | 14 – 18 Uhr
Anlässlich der Verleihung des HAP Grieshaber-Preises 2025 nimmt Cornelia Sollfrank die Einladung zu einer Einzelausstellung zum Anlass, nicht nur eine Auswahl ihrer eigenen Werke zu präsentieren, sondern auch einen Einblick zu geben in die »Welt«, die dieses Werk mithervorgebracht hat: ein lange gewachsenes relationales Geflecht von Berliner und internationalen Agent*innen.
Seit den Anfängen des World Wide Web in den 1990er Jahren erforscht Cornelia Sollfrank, wie sich das Potenzial digital vernetzter Medien nutzen lässt, um traditionelle ästhetische Kategorien zu hinterfragen und neue Formen politischen Engagements zu erproben. In ihrer künstlerischen und akademischen Arbeit zu digitalen Kulturen beschäftigt sie sich wiederkehrend mit künstlerischen Infrastrukturen, neuen Formen (politischer) Selbstorganisation, kritischer Autorschaft, der Ästhetik der Commons, der Performativität von Daten sowie mit techno-feministischer Praxis und Theorie.
Einer ihrer Arbeitsschwerpunkte sind die Paradoxien, die das Urheberrecht im digitalen Zeitalter hervorbringt. Ihre mehrteilige Arbeit This is not by me untersucht Fragen nach Urheberschaft und Originalität. Sie umfasst Videos, Collagen, Performances und Texte, die alle um die ikonischen Warhol-Flowers kreisen. Ihre Methode nennt sie »performative Urheberrechtsverletzung« und ist Grundlage ihres praxisbasierten PhD (2011). Aus der zehnjährigen Auseinandersetzung mit Urheberrecht entwickelte sie ein besonderes Interesse an Commons, insbesondere digitalen Commons, zu denen sie forschte und publizierte.
Ausgehend von geschlechtsspezifischen und institutionskritischen Ansätzen setzt Sollfrank einen weiteren Schwerpunkt auf die Entwicklung von Organisationsformen – wie Künstlergruppen, Kollektive, Netzwerke, Vereine oder digitale Plattformen – sowie auf Kommunikationsstrukturen als Teil ihrer künstlerischen Praxis. Sie war Gründungsmitglied der Kollektive frauen-und-technik (1992) und -Innen (1994), initiierte und organisierte das cyberfeministische Netzwerk Old Boys Network (1997-2001); seit 2018 arbeitet Sollfrank mit dem technofeministischen Kollektiv #purplenoise.
Neben ihrer internationalen Praxis engagiert sich Sollfrank für eine kritische Internetkultur im lokalen Kontext. Sie gründete 2003 die Mailingliste [echo] (über 1.800 Mitglieder), war Mitbegründerin und Redakteurin des Online-Magazins THE THING Hamburg (2006) und initiierte 2005/06 die kulturpolitische Intervention Tamm-Tamm, an der sich über 100 Künstler*innen beteiligten.
Ihre Praxis und ihre Denk- und Arbeitsweise sind zutiefst von feministischen Grundprinzipien beeinflusst, die sie lebendig hält, indem sie sie auf aktuelle Fragen in der Gesellschaft überträgt, die oft mit neuen Technologien zusammenhängen.
Zusammenarbeit ist für Cornelia Sollfrank ein elementares Element ihres künstlerischen Schaffens; diesen Aspekt möchte sie auch in der Ausstellung zum Ausdruck bringen und lädt deshalb insgesamt 14 Agent*innen ihres Netzwerks ein und gibt ihnen eine Präsenz in der Ausstellung. Dazu benutzt sie die Möglichkeiten von Augmented Reality.
In Zeiten schwindender Unterstützung für Kunst und Kultur sind alle diese Initiativen bedroht; auch deshalb will die Künstlerin ein Zeichen der Solidarität setzen und die Ausstellung zum Anlass nehmen, die großartige Zusammenarbeit mit diesen Menschen zu würdigen. »Wir wollen nicht jammern, wir haben keine Angst und sind nicht mutlos, sondern feiern uns selbst, das was wir geschaffen haben, und stehen zusammen, um Widerstand zu leisten gegen jegliche kulturfeindliche Politik«.
Aus Anlass der Auszeichnung von Cornelia Sollfrank entstanden Kurzfilme über die Künstlerin, produziert von Basiliscus Film mit Mitteln der VG Bild-Kunst. Diese Filme werden in Kürze auf der Website vom Deutschen Künstlerbund zu sehen sein.
Friends:
BethaSpace, bildwechsel – Dachverband für Frauen, Medien, Kultur; Disruption Network Lab Berlin; EECLECTIC; Furtherfield London; God's Entertainment; medienwerkstatt im kulturwerk des bbk berlin; monoskop (Dusan Barok); mz* baltazar's lab; nag_team; neural Magazine (Alessandro Ludovico); panke.gallery; #purplenoise; VNS Matrix; Andy Warhol; Zentrum für Netzkunst e.V.
Begleitveranstaltung:
Workshop: 19. November 2025 | 10:30 Uhr
Critical knowledge and communication infrastructure as aesthetic practice.
Workshop für die Tech*feministische Kunstszene in Berlin Wiki Riot Squad, Berlin und Shusha Niederberger, CH.
Der Besuch der Veranstaltung ist kostenfrei, aber Anmeldung ist erwünscht unter: info@kuenstlerbund.de
Über die Künstlerin
Cornelia Sollfrank (Berlin) ist Künstlerin und Forscherin. Sie studierte Freie Kunst an der Akademie der Bildenden Künste München und an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg. An der University of Dundee (UK) promovierte sie über die spannungsreiche Beziehung zwischen Kunst und Urheberrecht. Der Titel ihrer Dissertation lautet: Performing the Paradoxes of Intellectual Property.
HAP Grieshaber-Preis der VG Bild-Kunst
Als einer der mit 25.000 Euro höchstdotierten Kunstpreise Deutschlands zeichnet der HAP Grieshaber-Preis seit 1999 herausragende Positionen der zeitgenössischen Kunst aus. Die Preisträger*innen gehören zu den maßgeblichen Vertreter*innen der Gegenwartskunst, darunter Rosa Barba, Gert & Uwe Tobias, Özlem Günyol & Mustafa Kunt, Maya Schweizer, Nana Petzet und Ngozi Ajah Schommers. Seit 2003 richtet der Deutsche Künstlerbund die jährliche Einzelausstellung der Preisträger*innen aus. Preis und Ausstellung entstehen in enger Kooperation zwischen VG Bild-Kunst, Stiftung Kunstfonds und dem Deutschen Künstlerbund.
Der Namensgeber des Preises, der Maler und Holzschneider HAP Grieshaber, war maßgeblich an der Initiative zum Aufbau der VG Bild-Kunst beteiligt. Grieshaber hatte sich seit den 1970er Jahren außerordentlich für die Urheberrechte bildender Künstler*innen eingesetzt und sich ebenso vehement für den Ausbau der sozialen Sicherung von Künstler*innen ausgesprochen.
Die Fördergelder des HAP Grieshaber-Preises stellt die Stiftung Kulturwerk der VG Bild-Kunst zur Verfügung. Sie stammen aus den Erlösen, die die VG Bild-Kunst aus der Wahrnehmung von Urheberrechten bildender Künstler*innen erzielt. Das Preisgeld ist eine Anerkennung von Künstler*innen für Künstler*innen. Der Preisträger bzw. die Preisträgerin wird jährlich vom Kuratorium der Stiftung Kunstfonds aus den Bewerbungen für Arbeitsstipendien ausgewählt.
VG Bild-Kunst und Stiftung Kunstfonds in Kooperation mit dem Deutschen Künstlerbund