Deutscher Künstlerbund e.V.
31.03.2017
Veranstaltung im Projektraum

Plakat und Aktion – vom Ausstellungs-Plakat und zum »Artist-Snap« in digitalen Netzen.
im Rahmen der Ausstellung »Plakation. Offenes Archiv«
Gespräch mit Janine Sack (Art-Direktorin, Dozentin und Verlegerin) und Anke Becker (Künstlerin, Initiatorin von Anonyme Zeichner) mit Katja von Puttkamer und Michael Kress (Vorstand Deutscher Künstlerbund) am Freitag, dem 31. März 2017, um 19:00 Uhr.

Einst war es das Ankündigungsmedium schlechthin – das Plakat. In Form und Gestalt ist es eine angewandte Disziplin der Künste. So vermag das Plakat gezielt sein Gegenüber im öffentlichen Raum erreichen, um für die eigenen Belange zu werben. Ein Ausstellungs-Plakat, besonders wenn es von Künstler*innen gestaltet wurde, kann in seiner Betrachtung einen Bedeutungswandel vollziehen: Primär ist es eine Werbung für eine Ausstellung, eine Veranstaltung an einem Ort, zu einer bestimmten Zeit. Meist sind diese Plakate im Außenraum zu sehen. Doch dann wird dieses PR-Mittel zu etwas Eigenem, in dem der Ausstellungsbesucher das Plakat erwirbt und dann in den eigenen vier Wänden platziert. Es wird zu einem Dokument, einem Erinnerungsstück und somit zu einem Bild im eigentlichen Sinn.

Das Ausstellungs-Plakat weist auf eine tradierte Form der Kunst-Vermittlung hin, die von einer definierten Konstellation von Betrachter*in, Vermittler*in, Kunstwerk und Künstler*in ausgeht. Die beworbene und plakatierte Ausstellung, die eine fest umrissene Werkfigur in den Mittelpunkt der Betrachtung stellt, geht von einem Konzept der Repräsentanz im Raum der Kunst aus. Ankündigung und Ausstellung stehen in einer auf sich gegenseitig verweisenden Beziehung der Vermittlung von Kunst.

Heute findet sich in der digitalen Kommunikation kein direktes Pendant. Dem Plakat am ähnlichsten ist der sogenannte Internet-Banner, der sich als Werbung an den Rändern von Webinhalten aufdrängt und nach Aufmerksamkeit in Form von User-Clicks schreit.

Was bedeutet es, wenn sich Künstler*innen heute bewusst den analogen Medien hinwenden und Plakate gestalten und drucken? Wie werden analoge Plakate im hyperverlinkten Raum globalisierter Digitalität verstanden? Wie verhalten sich Vermittlung, Autor*innen und Rezipient*innen, wenn die handelnden Plakateure der Logik von Algorithmen folgen? Wie werden inhaltliche Bezüge hergestellt, wenn diese in der Gleichzeitigkeit des World Wide Web verströmen? Welche Qualitäten hat dann »Gedrucktes« in Zeiten unkontrollierbarer Ströme von Big Data?

Ausgehend von der aktuellen Ausstellung »Plakation. Offenes Archiv« im Projektraum des Deutschen Künstlerbundes werden Janine Sack und Anke Becker zusammen mit Katja von Puttkamer und Michael Kress über Form und Gestalt von Künstlerplakaten und die Aussichten von Kommunikation von Künstler*innen in den verschiedenen medialen Kanälen sprechen.

Zu den Referentinnen:
Janine Sack arbeitet als Art-Direktorin, Dozentin und Verlegerin in Berlin. Sie konzipiert und gestaltet alle Formen der visuellen Kommunikation mit einem Schwerpunkt auf Publikationen (digital und analog). Neben der Arbeit für zahlreiche Verlage hat sie sich mit gestalterischen Konzepten für den kulturellen Bereich beschäftigt. Dabei interessieren sie vor allem die unterschiedlichen medialen Möglichkeiten in der Darstellung und Vermittlung der jeweiligen Inhalte. 2015 hat sie das Netzwerk unabhängiger Verleger*innen »Drucken Heften Laden« mitbegründet, das den vierteljährlichen Newsletter »Paper News« herausgibt. Weitere Informationen: janinesack.de, www.papernews.ink, https://druckenheftenladen.tumblr.com/

Anke Becker, Künstlerin aus Berlin, ist Initiatorin verschiedener Kunstprojekte u.a. ECONOMICWORDS, konzeptueller Webblog über die verborgene literarische Schönheit hinter den täglichen Nachrichten aus der Welt der Finanzen und der Ökonomie. 2006 Gründung des Kunstprojekts ANONYME ZEICHNER mit einer internationalen Ausschreibung. Studium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, Fachbereich Malerei bei Werner Liebmann.
Arbeitsaufenthalt in Rom / Italien - Arbeit in einer Werkstatt für Papierrestaurierung
Weitere Informationen: www.anke-becker.de/