Deutscher Künstlerbund e.V.

Peggy Buth, untitled (monument), 2007
© the artist Peggy Buth & KLEMM's, Berlin

Ausstellungsansicht »Die wir nie gewesen sind«, Deutscher Künstlerbund
© Peggy Buth, Wiebke Loeper, Mario Pfeifer, Falk Haberkorn, Margret Hoppe,
KLEMM's, Berlin (für Peggy Buth, Falk Haberkorn), KOW Berlin/Madrid (für
Mario Pfeifer), Parrotta Contemporary Art (für Margret Hoppe), VG Bild-Kunst,
Bonn 2019

Foto © Deutscher Künstlerbund, 2019

Ausstellungsansicht »Die wir nie gewesen sind«, Deutscher Künstlerbund
© Wiebke Loeper, VG Bild-Kunst, Bonn 2019

Foto © Deutscher Künstlerbund, 2019

Ausstellungsansicht »Die wir nie gewesen sind«, Deutscher Künstlerbund
© Luise Schroeder, VG Bild-Kunst, Bonn 2019

Foto © Deutscher Künstlerbund, 2019

Ausstellungsansicht »Die wir nie gewesen sind«, Deutscher Künstlerbund
© Margret Hoppe, Sven Johne, Paul Pfeifer, KLEMM's, Berlin (für Sven Johne),
KOW Berlin/Madrid (für Mario Pfeifer), Parrotta Contemporary Art (für Margret Hoppe), VG Bild-Kunst, Bonn 2019

Foto © Deutscher Künstlerbund, 2019

26.10.2019 bis 29.11.2019
Ausstellung

Die wir nie gewesen sind
Peggy Buth, Falk Haberkorn, Margret Hoppe, Sven Johne,
Wiebke Loeper, Mario Pfeifer, Luise Schröder

Eröffnung:
Freitag, 25.10.2019, 19:00 Uhr
Begrüßung: Dr. Klaus Lederer, Dr. Angelika Richter

Friedliche Revolution und Sturz der Mauer jähren sich im November 2019 zum 30. Mal. Dieses Jubiläum nimmt der Deutsche Künstlerbund zum Anlass einer Ausstellung mit Künstler*innen, die in den 1970er und frühen 1980er Jahren in der DDR geboren und dort aufgewachsen sind. Die Ausstellung eröffnet einen Ausschnitt dessen, was jene Generation von Kulturschaffenden heute und vor ihrem biographischen Hintergrund thematisch und bildkünstlerisch beschäftigt.

Peggy Buth, Falk Haberkorn, Margret Hoppe, Sven Johne, Wiebke Loeper, Mario Pfeifer und Luise Schröder setzen sich mit Erinnerungsarbeit und einem künstlerisch-kritischen Durchdringen von Geschichte auseinander. Ihre in der Ausstellung zusammengeführten fotografischen und filmischen Arbeiten greifen durch gesellschaftliche Transformationsprozesse in (Ost-)Deutschland hervorgerufene aktuelle Verwerfungen, unaufgehobene Widersprüche und Widerstände auf. Sie gehen Spuren sozialen Geprägtseins, der Konstruktion von Identität, territorialen und politischen Hegemonien sowie Brucherfahrungen in der Vergangenheit nach. Vermeintlich unbedeutende und bisher unerzählte Geschichte(n) sowie andere Lesarten von Historiographie geben sie zu sehen und zu hören.

Das Verschwinden persönlicher Bezugspunkte und die drastischen Veränderungen des unmittelbaren Umfeldes in ihrer Heimatstadt Berlin thematisiert Wiebke Loeper in autobiografischen Formaten, die unterstreichen, dass Geschichte immer auch als Individualgeschichte zu betrachten ist. Die Stigmatisierung ostdeutscher Kunst und ein weit über Deutungsdebatten hinausgehender, auf sie gerichteter Ikonoklasmus zeigen Margret Hoppes Fotografien auf, die zugleich Abwesenheit sichtbar machen. Das Thema von Luise Schröders Film und Fotografien ist die Politik der Bilder und ihre mythisierende sowie manipulative Wirkung. Ihre kritische Analyse zielt damit genau auf jene Medien, mit denen auch sie selbst als Künstlerin arbeitet. Falk Haberkorns fotografisches Road Movie auf den Landstraßen der neuen Bundesländer erzählt weniger von ›blühenden Landschaften‹ und Zukunftsperspektiven als von der Verlassenheit und dem Unterwegssein eines Landes auf der Suche nach seinen Protagonist*innen. Eben jene kommen in Mario Pfeifers Interviews zu Wort. Darin berichten sie über ihre aktuellen Erfahrungen von Angst, Armut, Abwanderung und über weitere Auswirkungen der Wiedervereinigung. Den Blick nach vorn richtend, sprechen sie über ihre gesellschaftlichen Visionen und ihr bürgerschaftliches Engagement. Die Idee des Kommunismus sowie Karl Marx' und Friedrich Engels' intellektuelle Führungsrolle erfahren in Sven Johnes Film eine überhöhte Aktualisierung und zugleich radikale Brechung. Das filmische Geschehen ist in einem Castingbüro verortet, in dem ein konkurrierendes Rollenspiel ausgetragen wird. Peggy Buths Fotografie eines unbesetzten Denkmal-Sockels verweist auf Machtverhältnisse, ihre Repräsentation und Leerstellen.

Der zumeist serielle und filmische Charakter der Präsentationen bezeugt die Skepsis der Künstler*innen gegenüber dem Einzelbild. Die künstlerische Konzeption der Serie ermöglicht es, die Fixierung von Bedeutung aufzuheben und diese beständig im Fluss zu halten.

Die Ausstellung gibt Abweichungen einen Raum in Abgrenzung zu vorherrschenden Narrativen und Zuschreibungen, die Ostdeutsche zu denen gemacht haben, die sie nie gewesen sind. Dabei schwingt immer die Frage mit, wer erzählt Geschichte(n) für wen und aus welcher Perspektive.

»Die wir nie gewesen sind« wurde konzipiert von Angelika Richter.



Öffnungszeiten:
Dienstag – Freitag 14:00 h – 18:00 h
und nach Vereinbarung


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